BILLIE - Ein Streunerleben
Kätzin Billie wurde vermutlich im Herbst 2017 auf dem Gelände einer Firma geboren. Als wir sie und ihre Familie im November 2018 das erste Mal sahen, war sie sehr scheu und hielt von allen Katzen dort den größten Abstand zu uns. Mit Einverständnis der Firmenleitung durften wir eine Futterstelle und Schlafplätze einrichten. Im Januar 2019 konnten Billies Bruder und zwei weitere erwachsene Katzen eingefangen und kastriert werden. Billie selber war zu dieser Zeit nur selten in der Nähe des Futterplatzes zu sehen und schon gar nicht in der Nähe der Falle.
Eine Zeitlang galt sie sogar als verschollen. Als sie schließlich wieder gesehen wurde, blieb sie wie immer auf großem Abstand. Im Herbst 2019 bemerkte eine der Futterstellenbetreuerinnen, dass Billie in einem abgelegenen Teil des riesigen Geländes vier Junge hatte. Kleine Besen, von ihrer Mutter schon zur größten Vorsicht gegenüber allen Menschen getrimmt. Zum Glück konnten die Minis eingefangen und nach vielen Wochen auf Pflegestellen vermittelt werden. Billie und noch drei weitere Katzen wurden damals endlich auch erwischt und kastriert.
2020 musste Billie erneut gesichert werden: Eine schwere Wunde am Schwanz machte dessen Amputation unvermeidlich. Nach dieser Behandlung war Billie wieder wochenlang verschwunden; wir rechneten schon mit dem Schlimmsten. Die Erleichterung war groß, als sie sich endlich wieder zeigte und in gutem Zustand war. Auch im Winter 2020/21 wurde sie oft gesehen und erschien im Futterhaus auf der Wildtierkamera.
Im Mai 2021 kam der Anruf eines Mitarbeiters der Firma. Billie lag mit schwersten Verletzungen unter Gitterboxen. Eine ihrer Betreuerinnen konnte sie bergen, wurde dabei von Billie in ihrem Schmerz aber noch ein paarmal gebissen. Beim Tierarzt war die Diagnose schließlich so niederschmetternd, dass die junge Kätzin nur noch erlöst werden konnte :-(((
Streunerin BILLIE
Sie hat ihr ganzes Leben draußen verbracht, zwischen Paletten und Gabelstaplern. Oft verjagt und angefeindet, immer auf der Hut vor allen möglichen Gefahren. Ziemlich am Ende der Rangfolge der Katzengruppe auf dem Gelände hat sie sich durchgekämpft. Wir hätten ihr das alles gern erspart, aber ihr Weg war durch die frühe Verwilderung vorgezeichnet.
So wie Billie geht es hunderttausenden von Streunerkatzen. Zwar kümmern sich viele Ehrenamtliche in ganz Deutschland um diese Tiere, versorgen sie mit Futter, Schlafhäuschen und ggf. mit Medikamenten. Das Leben der Straßenkatzen ist jedoch alles andere als frei und schön: Die Entbehrungen und Gefahren, die ihr Leben prägen, sind enorm. Unser wichtigstes Ziel ist und bleibt eine möglichst flächendeckende Kastration freilebender Populationen. Nur so kann der Teufelskreis von weiterem Nachwuchs verhindert werden, der unter widrigen Bedingungen sein Dasein fristen muss - wenn die Kätzchen die ersten Monate draußen überhaupt überleben.