Die Babykätzchen-Schwemme. Ein nicht enden wollendes Drama, jedes Jahr aufs Neue.

Es hört nicht auf. Quasi am Fließband werden Kätzchen "produziert": Unfreiwillig von sich selbst überlassenen unkastrierten Kätzinnen, die dauernd von ebenfalls unkastrierten Katern bedrängt und gedeckt werden. Und auf allen Medien werden Babykätzchen in rauen Mengen angeboten. Bauernhöfe, "Hobbyzüchter", Kitten aus dem Ausland. Die Flut an kleinen Katzen ist nach wie vor unglaublich. Appelle von Tierschützern zur Kastration von Freigängern verhallen wirkungslos, denn die Belehrungsresistenten werden ohne den nötigen Druck nicht umdenken.

Bei den meisten Interessenten sind Babykätzchen das Nonplusultra. Es muss unbedingt ein kleines Kätzchen sein, am besten heute noch. Wir sind immer wieder entsetzt, in welchem Umfang auch in den Sozialen Medien Katzenbabys gesucht und angeboten werden.

Leider schreckt viele eine Vermittlung aus dem Tierschutz ab: zuviel Aufwand, der ganze Papierkram, die Platzkontrolle, Schutzgebühr etc. Total übertrieben!

Stimmt: Ein Kätzchen aus dem Tierschutz bekommt man weder umsonst noch auf die Schnelle. Warum eigentlich?

Die kleinsten Straßenkatzen sind – was die Versorgung und Betreuung angeht – die Aufwändigsten. Nahezu jedes Jungtier, das von der Straße oder aus einem Stall geholt wird, hat gesundheitliche Probleme. Angefangen bei Parasitenbefall mit Würmern, Flöhen, Zecken, Milben und Haarlingen über Durchfallerkrankungen, Katzenschnupfen u.v.m.
Kälte, Nässe, Unterernährung: So ein Start ins Leben fordert bei Jungtieren einen noch höheren Tribut als bei erwachsenen Tieren. Geschwächt kommen sie in menschliche Obhut und müssen oft mehrmals beim Tierarzt vorgestellt werden. Außerdem brauchen sie Spezialfutter, Milchersatz, Medikamente. Das alles kostet richtig viel Geld. Gerade der allgegenwärtige Katzenschnupfen ist alles anderes als ein (menschlicher) Schnupfen und kann unbehandelt zu bleibenden Schäden wie zum Verlust der Augen führen!

Die Schutzgebühr deckt nur einen kleinen Teil der hohen Aufzuchtkosten ab. Die tatsächlichen Aufwendungen sind um ein Vielfaches höher als dieser Betrag und werden vom Verein ausschließlich durch Spenden und Zuschüsse finanziert.

Dann doch lieber ein Katzenbaby vom Bauernhof!
Manche Interessenten, die bei uns nicht schnell genug ein Kätzchen bekommen, holen sich quasi im Vorbeigehen eins vom nächsten Bauernhof. Diese Tiere werden meist umsonst und ohne jeden bürokratischen Aufwand abgegeben. In etlichen Fällen sind die Kleinen leider aber noch viel zu jung, um von ihrer Mutter und den Geschwistern getrennt zu werden, dazu in der Regel verschnupft und verfloht.
Was aber noch viel schlimmer ist: Auch (unsichtbar) kranke Kätzinnen bekommen Junge und produzieren kranken und geschwächten Nachwuchs. Ungeimpfte Kätzinnen können z.B. den Parvovirus (Katzenseuche) auf ihre Welpen übertragen, ohne selbst Symptome zu zeigen. Diese für Jungtiere oft binnen weniger Tage tödlich verlaufende Krankheit bricht in der Regel erst aus, wenn die Kleinen abgesetzt sind. Das Geld, das man bei der Anschaffung meint zu sparen, muss dann nach kurzer Zeit doppelt und dreifach investiert werden - wenn die Kleinen solche Krankheiten überhaupt überleben.

Wenn Sie sich ein Bauernhofkätzchen holen, schauen Sie genau hin: In welchem Zustand sind die Tiere? Scheue und dürre Katzen, struppiges, stumpfes Fell, apathisches Herumsitzen, verklebte Augen und ständiges Kratzen sind Alarmzeichen dafür, dass die Katzen sich selbst überlassen sind, womöglich nicht gefüttert, geschweige denn tierärztlich versorgt werden. Hier sollte unbedingt kritisch nachgefragt werden, welchen Stellenwert die Tiere für ihre Besitzer haben.
Wenn Sie Jungtiere von einem Hof übernehmen, wäre es im Sinne des Tierschutzes sehr wichtig und ein Beitrag zur Vermeidung verwahrloster Populationen, mit dem Landwirt im Gegenzug die Kastration der Kätzin zu vereinbaren. Weitere unkontrollierte Vermehrung sollte damit keinesfalls unterstützt werden. Solange Abnehmer für die Babys gefunden werden, geht dieser verantwortungslose Umgang mit (Haus-)Tieren immer weiter.

Bitte achten Sie bei privater Vermittlung unbedingt darauf, keine Katzenvermehrer zu unterstützen, die ihre Kätzin bewusst nicht kastrieren und zwei- oder sogar dreimal im Jahr werfen lassen, um die Jungen zu verkaufen. Damit unterstützen Sie das Katzenelend! Tierheime sind voll mit ausgesetzten und lästig gewordenen Tieren. Auch auf Internetplattformen werden Katzenbabys in allen Formen und Farben, teilweise viel zu jung für die Abgabe, inseriert. Wer sie abnimmt „um sie dort rauszuholen“, fördert weitere Nachzuchten. Die Begründungen, warum eine Kätzin nicht kastriert ist, sind immer die gleichen und immer gleich haarsträubend: "Die Minka ist so eine tolle Mama!", "Wir wollten sie kastrieren lassen, aber ausgerechnet da war sie schon trächtig" uvm.

Übrigens: So unglaublich groß die Not vieler Tiere z.B. in Südosteuropa ist: Aus dem Ausland eingeführte Tiere besetzen immer auch einen Platz für unsere Einheimischen, die hier in Deutschland ein elendes Leben führen und dringend ein Zuhause suchen.

Unsere engagierten PFLEGESTELLEN verbringen unzählige Stunden damit, die manchmal sehr giftigen Zwerge an menschliche Nähe zu gewöhnen und Vertrauen aufzubauen. Nicht zu vergessen die Putzleistungen: Dauernd müssen Katzenklos (oder der Boden u.a…) gereinigt werden. Teilweise stehen mehrfach täglich Medikamentengaben auf dem Programm. Dazu kommen Tierarztbesuche, durchwachte Nächte,Tränen und schmerzhafte Abschiede von liebgewonnenen Pfleglingen.

Um unsere Kätzchen auf ihr künftiges Zuhause vorzubereiten, ist ein ungeheurer Aufwand und sehr viel Herzblut nötig, der sich Außenstehenden auf den ersten Blick nicht erschließt. Dinge wie Schutzvertrag und Schutzgebühr ernten deshalb manchmal Kopfschütteln. Wer sich ernsthaft für Katzen von der Straße interessiert, wird die Hintergründe verstehen und diese Maßnahmen nicht in Frage stellen.

Katzenhilfe Langenau e.V.